Aktion zum jährlichen Tag der menschenwürdigen Arbeit

9, Oktober, 2023

Junge beim Lesen

Aktion zum jährlichen Tag der menschenwürdigen Arbeit

Eine Nachschau. Denn es bleibt viel zu tun, wenn es um tragfähige Konzepte für die Zukunft der Arbeit geht.

Schaut man auf die aktuellen Arbeitsmarktzahlen, dann zeigt sich auf den ersten Blick ein erfreuliches Bild: Tirol startet mit Vollbeschäftigung in den Herbst!

Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 3,3% (Stand 30.09.23) und die Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist seit dem Höchststand im Mai 2021 von 5.054 Personen auf 1.579 Personen gesunken. Ein zunächst erfreuliches Bild, doch sollten wir uns davon nicht trügen lassen, so weisen die WIFO-Prognosen die Dynamiken der Wirtschaft und Arbeitsmarkt immer stärker in Richtung Verschlechterung.

Unabhängig von der niedrigen Arbeitslosenquote gibt es weiterhin vielfältige Gründe, warum Menschen für längere Zeit nicht am Erwerbsleben teilnehmen können. Sei dies aufgrund formal niedriger Qualifikation, Betreuungspflichten, Pflege von Angehörigen, gesundheitlicher oder psychischer Einschränkungen. Dabei kann Arbeitslosigkeit Jede und Jeden treffen – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft.

„Umso wichtiger ist es, auf die derzeitigen und kommenden Arbeitsmarktbedingungen eine zukunftsfähige Antwort zu finden und einen inklusiven Arbeitsmarkt zu etablieren. Um das umzusetzen, braucht es eine mutige und aktive Arbeitsmarktpolitik, nicht eine Sparpolitik, die aufgrund der vermeintlich guten Arbeitsmarktlage den Rotstift ansetzt.“

(Melanie Spangler, Geschäftsführerin arbeit plus Tirol)

Am 07.10.23 ist Tag der menschenwürdigen Arbeit, der seit 2008 jährlich begangen wird. Das Netzwerk arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol veranstalte anlässlich dieses Tages eine Aktion im öffentlichen Raum unter dem Titel: Würdige Arbeit ist ein Menschenrecht!

Die Aktion fand am 06. Oktober vor dem Einkaufszentrum Sillpark von 11.00-17.00 statt. Dabei stellten sich die Mitgliedsbetriebe von arbeit plus Tirol vor, Besucher:innen erhielten vielfältige Informationen rund um das Thema menschenwürdige Arbeit und gemeinsam wurde den Fragen nachgegangen: wie wir arbeiten wollen, was menschenwürdige Arbeit hierzulande bedeutet und was es hierfür noch braucht?

Die Beteiligung und das Interesse der Passant:innen waren groß. Schnell wurden Punkte gefunden, die es im Hinblick auf menschenwürdige Arbeit noch umzusetzen gilt:

  • Mindestlohn unabhängig der Tätigkeit
  • An die Lebenswelt angepasste Arbeitsbedingungen
  • Erhaltung und Ausbau für Unterstützungsangebote zur Eingliederung in den
  • Arbeitsmarkt
  • Entlohnung für Care-Arbeit
  • Keine Geschlechterspezifischen Unterschiede am Arbeitsmarkt – Lohntransparenz
  • Diskriminierungsfreie Bewerbungsverfahren
  • Niederschwellige Aus- und Weiterbildung
  • Rascher Zugang zum Arbeitsmarkt für alle

Zudem näherte sich der Thematik „menschenwürdige Arbeit“ aus künstlerischer Perspektive das Künstlerkollektiv Kollinski sozial. Susanne Lipinski, Gründerin des Kollektivs, hat gemeinsam mit Regisseurin Natascha Grasser auf die Würde des Menschen in Verbindung mit Erwerbsarbeit aufmerksam gemacht und die Besucher:innen dabei überrascht:

Wir haben den Tag mit einer künstlerischen Intervention umrahmt. So wie die Organisationen einen Stand mit Informationen aufbereiteten, haben wir einen künstlerischen Standpunkt gesetzt. Dabei haben wir für ein Schmunzeln gesorgt und dafür, dass sich das Thema über die künstlerische Herangehensweise noch einmal mehr in den Köpfen der Leute verfestigt.“(Susanne Lipinski, Künstlerkollektiv Kollinski)

Landesgeschäftsführerin des AMS Tirol- Mag. Sabine Platzer-Werlberger- nahm an der Aktion teil und fand klare Worte:

„Arbeit hat in unserer Gesellschaft traditionell einen großen und wichtigen Stellenwert, da Existenzsicherung und die Teilhabe an vielen Bereichen des Lebens von einem verlässlichen Einkommen abhängen. Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und speziell von längerer Arbeitslosigkeit macht deutlich, wie sehr gute Arbeit auch mit Lebensglück, Gesundheit etc, zusammenhängt. Daher spreche ich mich als Vertreterin des AMS klar dafür aus, dass der Zugang zu fair bezahlten, sicheren Arbeits- bzw. auch Ausbildungsverhältnissen zu den Grunderfordernissen unseres Standortes gehören muss. Für viele ist in Zeiten der Vollbeschäftigung dieses Ziel erfüllt – es gibt aber auch bei uns nach wie vor Diskriminierungen am Arbeitsmarkt. Diese müssen dringend abgebaut werden, aus humanitären und sozialen Gründen, aber natürlich auch aus volkswirtschaftlicher Sicht.“

(Sabine Platzer-Werlberger)

Das Recht auf Arbeit ist im Artikel 23 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben und besagt: „Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.“

Obgleich dieses Recht auf Arbeit und gerechte sowie befriedigende Arbeitsbedingungen niedergeschrieben ist, können viele Menschen von diesem Recht nicht Gebrauch machen. Die Gruppe der Personen mit hohem Arbeitslosigkeitsrisiko hat meist nur die Möglichkeit, in schlecht bezahlte Jobs mit prekären Arbeitsbedingungen einzusteigen oder sind gar arbeitslos. Keine Arbeit zu haben bedeutet oftmals, nicht am (sozialen) Leben teilhaben zu können und von öffentlicher Unterstützung abhängig zu sein. Diese Situation ist für Viele beschämend und kann dazu führen, dass diese Personengruppe von Armut bedroht ist.

Bereits jetzt leisten die Sozialen Unternehmen im Netzwerk von arbeit plus Tirol einen wichtigen Betrag zu einem inklusiven Arbeitsmarkt: mit ihrem Anspruch wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ihrem Bemühen der sozialen Integration durch qualitätsvolle und existenzsichernde Beschäftigung und Beratung und ihrem nachhaltigen Beitrag zu einem ressourcenschonenden und ökologischen Gleichgewicht.

 

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