arbeit plus zum Tag der Arbeitslosen 2024

22, April, 2024

Junge beim Lesen

arbeit plus zum Tag der Arbeitslosen 2024

Am 30. April, einen Tag vor dem „Tag der Arbeit“ wird der „Tag der Arbeitslosigkeit begangen. Denn auch die Menschen, die Arbeit suchen, brauchen eine Lobby. Unser Dachverband, arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol analysiert die aktuelle Situation und formuliert wichtige Forderungen:

Dynamik am Arbeitsmarkt

Hatte sich im Vorjahr noch eine positive Tendenz am Arbeitsmarkt abgezeichnet, muss zum Internationalen Tages der Arbeitslosen, der am 30. April 2024 auf die Situation von Menschen ohne Erwerbsarbeit hinweist, ein Anstieg der Arbeitslosigkeit vermerkt werden – auch im Land Tirol. Die AMS-Statistiken vom März 2024 weisen eine Steigerung der Arbeitslosenrate um 6.2 % auf, auch die Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt weiter an (+ 1,9% im Vorjahresvergleich).

Die aktuellen Dynamiken des Arbeitsmarkts sind für die Mitgliedseinrichtungen im Netzwerk von arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol, die durch Beratung, geförderte Beschäftigung und Qualifizierung Menschen dabei unterstützen, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, wenig überraschend.

Viele der Mitgliedsvereine im Netzwerk haben ihren Ursprung bereits in den Initiativen der Experimentellen bzw. Aktiven Arbeitsmarktpolitik der 1980er und 1990er Jahre, wie etwa der sozialökonomische Betrieb Horuck in Innsbruck, der erst kürzlich sein 40-jähriges Bestehen feierte.

Die langjährige Erfahrung der Sozialen Unternehmen bestätigt die multifaktoriell begründeten und oft schwer prognostizierbaren Dynamiken des Arbeitsmarkts und der Berufsnachfrage. Diese auch aktuell spürbare Instabilität – u.a. bedingt durch konjunkturelle Schwankungen, Digitalisierung und ein spannungsgeladenes geopolitisches Umfeld – verlangt nach stabilen, regional verankerten Strukturen, die bei Bedarf Menschen dabei unterstützen, ihren Platz im regulären Arbeitsmarkt (wieder) einzunehmen.

Wirksamkeit Sozialer Unternehmen auf unterschiedlichen Ebenen

Zum einen sind die Angebote arbeitsmarktintegrativer Unternehmen – besonders in Zeiten der Teuerung und Rezession – immens wichtig für die Betroffenen, um Armutsgefährdung und daraus entstehender mangelnder sozialer Teilhabe entgegenzuwirken. Bei Menschen, die vom Arbeitsmarkt benachteiligt sind und sich sowohl mit strukturellen als auch persönlichen Hürden konfrontiert sehen, manifestieren sich diese Benachteiligungen auf psychischer, physischer und sozialer Ebene.

Verfestigte Arbeitslosigkeit macht nicht nur krank – sie führt bei den Betroffenen auch dazu, dass sie sich nicht mehr als Teil der Gesellschaft wahrnehmen, was sich auch demokratiepolitisch, besonders im „Superwahljahr“ 2024, als problematisch erweist.

Zum anderen bieten Soziale Unternehmen auch wertvolle und wirksame Impulse für die wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Entwicklung: Dem Paradoxon von Arbeitskräftemangel bei gleichzeitig ansteigender Arbeitslosigkeit begegnen sie mit professionellem Matching von Unternehmen, die händeringend nach Mitarbeiter:innen suchen, mit Arbeitsuchenden.
Um diese Zusammenführung erfolgreich zu machen, unterstützen Soziale Unternehmen Arbeitsuchende mit Qualifizierungsangeboten, bei der Stabilisierung ihrer momentanen Lebenslagen, etc. und beraten Arbeitgeber:innen dahingehend, wie die Integration künftiger Arbeitnehmer:innen, die zuvor länger ohne Erwerbsarbeit waren, gelingen kann – etwa durch alternsgerechte Arbeitsmodelle, flexible Zeitmodelle oder die Bereitschaft zu mehr Diversität im Betrieb.

Auf besondere Expertise seitens der Sozialen Unternehmen kann hierbei in Zukunftsbranchen wie der Kreislaufwirtschaft zurückgegriffen werden, zählen Unternehmen wie der Verein WAMS, Horuck oder Gwandolina doch zu den Pionier:innen in den Berufsfeldern, die heute unter „Green Jobs“ oder „klimarelevante Jobs“ firmieren, insbesondere im niederschwelligen Qualifizierungsbereich.

Zukunftsdialog „Wege aus der Arbeitslosigkeit“

Um nachhaltige Wirksamkeit auf den genannten Ebenen zu erzielen und um innovative Impulse zu setzen, braucht es den offenen Diskurs unterschiedlicher Stakeholder sowie einen ressortübergreifenden Schulterschluss, um komplexen Herausforderungen zu begegnen. Gleichzeitig muss an mehreren Hebeln, etwa im Ausbau adäquater Kinderbetreuungs- und Care-Angebote, Gleichstellung, im Kampf gegen Mobiltätsarmut u.v.m. angesetzt werden. Deshalb lädt arbeit plus Tirol gemeinsam mit dem AMS Tirol am Tag der Arbeitslosen zum Zukunftsdialog, der zum visionären, produktiven Austausch unterschiedlicher Stakeholder dienen soll und über dessen Ergebnisse wir auf unserer Website www.arbeitplus-tirol.at informieren.

Damit dieser Diskurs auch tatsächlich „Wege aus der Arbeitslosigkeit“ aufweist, braucht es allenfalls ein entsprechend dotiertes Budget für Aktive Arbeitsmarktpolitik und eine längerfristig abgesicherte Finanzierung für Soziale Unternehmen. Nur so kann ein – im Vorjahr Großteiles abgewendeter – „Kahlschlag“ der arbeitsmarktpolitischen Angebote vermieden und dafür gesorgt werden, dass niemand zurückgelassen wird!

Melanie Spangler, Geschäftsführerin von arbeit plus Tirol appelliert – v.a. in Hinblick auf weitere angekündigte Einsparungen und Unsicherheiten aufgrund der Budgetverhandlungen nach der Nationalratswahl 2024 – an die wahlwerbenden Parteien: „Soziale Unternehmen sind ein Booster für den Arbeitsmarkt und ein erprobtes Instrument gegen Langzeiterwerbsarbeitslosigkeit. Wer in Soziale Unternehmen investiert, investiert in einen zukunftsfitten Arbeitsmarkt.“

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